Weihnachtsbräuche in Europa

Deutschland:

Für die Adventszeit typisch ist das Backen von Christstollen, oft viele Wochen vor dem Genuss. Denn Christstollen, die ältesten deutschen Weihnachtsgebäcke (bereits anno 1330 urkundlich erwähnt) müssen aufgrund der reichhaltigen Zutaten "reifen". Hierbei geben die in Rum getränkten Sultaninen Geschmacks- und Zuckerstoffe an den umgebenden Teig ab. Diese verändern Konsistenz und Geschmack des Stollens auf angenehme Weise. Zum Reifen werden die Stollen nach dem Backen gut verpackt an einem kühlen und trockenen Platz mehrere Wochen gelagert.
Advent kommt vom lateinischen und bedeutet Ankunft. Die Menschen bereiten sich auf die Geburt Christi vor. Das Anzünden der Kerzen und das Schmücken der Wohnung haben ihren Ursprung aber in noch älterer Zeit. Mit heidnischem Feuerzauber sollten die bösen Wintergeister vertrieben werden. Man sagt, dass die Träume, in der Nacht auf den ersten Advent geträumt werden,in Erfüllung gehen.

Den ursprünglichsten Weihnachtsbrauch stellt die Tradition des Krippenspiels dar, in dem die Weihnachtsgeschichte anschaulich nachgestaltet wird.
Am 24. Dezember wirdder Weihnachtsbaum geschmückt. Wenn am Abend am Weihnachtsbaum die Kerzen brennen und alles vorbereitet ist, wird eine kleine Glocke geläutet. So wissen die Kinder, dass sie nun ins Wohnzimmer kommen dürfen und es Zeit für die Bescherung, den Austausch der Geschenke, ist. Vor der Bescherung wird jedoch oft die Weihnachtsgeschichte vorgelesen, und die Familie singt gemeinsam Weihnachtslieder. Nachdem die Geschenke ausgepackt worden sind, beginnt das Weihnachtsessen.
Zum Heiligen Abend gehört meist auch ein aufwändiges Weihnachtsmahl, für das bestimmte Speisen typisch sind, wie etwa die Weihnachtsgans oder der Weihnachtskarpfen sowie das speziell für die Weihnachtszeit hergestellte Weihnachtsgebäck.
Das wohl bekannteste Weihnachtslied in Deutschland ist "Stille Nacht, Heilige Nacht. Es wurde 1818 in einem kleinen Dorf nahe der österreichischen Grenze verfasst, ein paar Stunden vor Heiligabend. Durch Zufall erfuhren Tiroler Sänger von dem Lied, und da es ihnen gefiel, sangen sie es auf ihrer Tour durch Deutschland. Andere Tiroler Sängergruppen machten das Lied schließlich in den USA bekannt, wo es sich großer Beliebtheit erfreute. Inzwischen ist Stille Nacht, Heilige Nacht auf der ganzen Welt bekannt und in 44 Sprachen übersetzt worden.


Polen:

Am ersten Adventssonntag wird auch in Polen die erste Kerze angezündet - ein neues Kirchenjahr fängt an. Aber anders als in Deutschland, ist der Advent in Polen die Zeit der Ruhe, Besinnlichkeit, der Vorbereitung auf die Ankunft Jesu.
Im ganzen Land kommen Freunde und Verwandte am Heiligabend zusammen, um Weihnachtswünsche auszutauschen und gemeinsam zu schlemmen. Das Weihnachtsessen "Wigilia" Traditionell kommen 12 Gerichte (nach den 12 Aposteln) auf den Tisch. Die berühmten, polnischen Weihnachtsgänse werden übrigens nur für Deutschland gezüchtet. Zuerst liest man das Weihnachtsevangelium vor.
Dann nimmt der älteste Mann die auf einem Teller liegende Weihnachtsoblate und teilt sie unter alle Anwesenden. Die Oblate ist ein geweihtes hauchdünnes weißes Gebäck, verziert mit einem aufgeprägten Bild. Man bekommt sie gegen eine kleine Spende in jeder Kirche. Jeder wünscht jedem ein schönes Fest, Glück und Gesundheit und bricht dabei ein Stückchen der Oblate ab.
Je mehr ich dem Anderen wünsche, desto mehr Oblatestückchen habe ich selbst. Danach wird die Oblate aufgegessen, einige Stückchen werden allerdings als Glücksbringer bis zum nächsten Fest aufgehoben. Den alten Brauch des Oblatebrechens pflegt jedes polnische Haus - unabhängig davon, ob die Familie kirchlich gebunden ist. Dabei müssen alle alten Streitigkeiten verziehen und vergessen werden. Erst dann darf man sich an den Tisch setzen. Es ist ein schöner, rührender Moment - vielleicht der schönste an diesem Abend. Der Tisch ist mit einer weißen Tischdecke gedeckt. Unter die Decke legt man etwas Heu - es symbolisiert das Heu der Krippe. Ein Gedeck bleibt immer frei - für einen Gast, der unerwartet kommen könnte, denn niemand soll an diesem Tag allein sein. Jeder ist willkommen.
Dann setzen sich alle zum Essen. Und die Kinder hoffen unter ihrem Teller ein Geldstück zu finden...


Tschechien

Bei den meisten Tschechen steht Weihnachtskarpfen zusammen mit Kartoffelsalat am heiligen Abend auf den Tisch . In den Tagen vor dem Fest sindin Prag an allen Ecken die großen Karpfenbecken auf den Straßen zu sehen, von denen das überlaufenden Wasser zu dicken Eiskrusten gefriert. Beim traditionellen Tschechischen Weihnachtsfest darf der Knoblauch auf keinen Fall fehlen. Diesem wird nämlich eine stärkende und beschützende Wirkung nachgesprochen. Neben der Knoblauchzehe wird ein Kreuz gestellt und ein Kerzenständer mit einer Kerze. Auch wenn es an Heiligabend früh dunkel wird, darf man erst dann eine Kerze anzünden, wenn der erste Stern zu sehen ist. Ein bis heute weit verbreiteter Brauch ist es, Walnussschalen in einer Schüssel Wasser schwimmen zu lassen. Eine Schüssel Wasser wird auf den Tisch gestellt, in welche ein jeder sein Schiffchen in Form einer Walnussschalenhälfte schwimmen lässt. In der Walnussschale befindet sich eine Kerze. Je nach Bewegung der Schiffchen wird vorhergesagt, welches Schicksal einen erwartet: Wenn das Schiff die ganze Schüssel durchquert, dann bedeutet dies ein langes Leben, wenn es aber sinkt, steht dem Besitzer etwas Unangenehmes bevor.
Heiratslustige Mädchen kennen einen weiteren Brauch: Zum Beispiel können sie in die Zukunft schauen, wenn sie einen Schuh über den Kopf werfen. Zeigt die Spitze in Richtung Tür, so wird das Mädchen im kommenden Jahr vermählt werden. Zeigt die Schuhspitze in das Zimmerinnere, bleibt die Tochter ein weiteres Jahr zu Hause.


Niederlanden und Flandern:

dreht sich alles um Sinterklaas und seinen Diener, den zwarte Piet. Am 6. Dezember stellen die Kinder einen Schuh vor den Kamin und eine Mohrrübe oder Heu für das Pferd des Nikolaus. Sinterklaas bringt Pfefferkuchen, Spekulatius und Schokoladen-Buchstaben.


Skandinavien:

Das Julfest ist Tradition in Skandinavien. Es entstammt alten Ernte- und Mittwinter- Bräuchen, bei denen Julbrot gebacken, Julbier gebraut und Julstroh in der Julstube verstreut wurde. Typisch finnisch: das gemeinschaftliche Saunabad am 24. und "gebackener Schwede", das Festtagsgericht aus Schweinefleisch. Das Julfest endet am 13. Januar mit einem zünftigen Gelage.


Italien:

Nicht der Weihnachtsbaum sondern prächtig geschmückte Krippen stehen im Mittelpunkt der italienischen Weihnacht. Alle Nachbarn wetteifern um die schönste "presepio". Heilig Abend findet eine Art Familien-Lotterie statt. Jeder zieht aus einem Säckchen die Nummer seines Geschenks. Am 6. Januar kommt "Befana", eine alte, häßliche Hexe mit Besen, und bringt braven Kindern Geschenke, bösen ein Stückchen Kohle.


England:

kommt Plumpudding auf den Tisch und natürlich "Gregor", der typische britische Turkey. Der Nachwuchs geht zu "Pantomimen" - tumultartigen Märchen-Aufführungen. Am 6. Januar klingelt "Mari Lwyd" an den Haustüren und stellt Rätsel. Wer die Antwort nicht weiß, wird von ihr gebissen (!!!) und muss die weißvermummte Gestalt verköstigen.


Frankreich:

"Le Reveillon", der Weihnachtsschmaus, ist der Höhepunkt des französischen Festes. Parade- Dessert: "Buche de Noel", eine Schokoladen- Biskuitrolle. Im Elsaß, wo 1605 der Weihnachtsbaum erfunden wurde, wird das Christkind von dem bösen Hans Trapp begleitet. Im 16. Jahrhundert war Hans Hofmarschall beim Kurfürsten von der Pfalz.


Griechenland:

ziehen am 24. Dezember Kinder mit Trommeln und Glocken durch die Straßen, singen die Kalanda (Lobgesänge, die Glück bringen sollen) und bekommen dafür kleine Geschenke. 12 Nächte lang werden dann Weihnachtsfeuer zum Schutz vor den Kalikanzari (Kobolden) entzündet. Höhepunkt des Weihnachtsfestes ist Epiphania am 6. Januar.


Russland:

Wegen des julianischen Kalenders bringt Väterchen Frost den Kindern in Russland erst am 31. Dezember die Geschenke. Er wird von einem Mädchen, der Schneeflocke, und einem Jungen, Neujahr, begleitet. Am 11. Januar, in Russland Neujahr, endet die Weihnachtszeit.


Amerika:

"Happy Xmas" - der lässige Spruch der Amerikaner hat einen tieferen Sinn. Das "X" ist der Anfangsbuchstabe der griechischen Schreibweise von Christus. Dank der vielen Auswanderer ist Weihnachten in den USA ein multikulturelles Treiben mit Dutzenden aus Europa importierten Bräuchen. Einmalig sind jedoch die gigantischen Christmas - Paraden.